Heiraten damals und heute – was hat sich verändert?

Heiraten ist für viele Paare heute noch genauso wichtig wie noch vor einigen Jahrzehnten – wenn auch oft aus völlig anderen Gründen. Generell hat sich rund um die Hochzeit über die Jahre so einiges verändert. Was das alles ist, haben wir für Dich im folgenden Beitrag zusammengefasst.

Bedeutung und Verständnis von der Ehe im Wandel

Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat die Ehe zahlreiche Wandlungen durchlaufen. Nicht nur in Hinsicht auf die gesellschaftliche Bedeutung gab es Wandlungen, sondern auch im generellen Verständnis darüber, was eine Ehe bedeutet.

Traditionell war die Eheschließung stark von christlichen Wertvorstellungen geprägt, heute ist die Ehe eine moderne Institution, die sich viel individueller gestalten lässt. Gehen wir noch weiter zurück, bis in die Antike, gab es noch keine einheitlichen Vorgaben zur Eheschließung. Wer „Mann und Frau“ sein wollte, erklärte diesen Umstand und war es dann eben.

Das christliche Eheverständnis hat die Vermählung zweier Menschen „vor Gott“ über viele Jahrzehnte geprägt. Hierbei diente die Ehe nicht primär den Faktoren Liebe und Beistand, sondern war vor allem eine sozioökonomische Institution. Für Frauen stellte die Vermählung mit einem Mann eine finanzielle Absicherung dar, Besitztümer wurden gesichert und die Fortpflanzung der eigenen Ahnenlinie sichergestellt. Rund um 1950 herum kam es dann zum großen Wandel, wie der Überblick auf die Jahrzehnte zeigt.

Die Ehe in den 1950er- und 1960er-Jahren

In der Nachkriegszeit gewann die traditionelle Familienführung mit der Ehe im Fokus an Bedeutung. Zum gleichen Zeitpunkt wurden allerdings die ersten Stimmen für mehr Gleichberechtigung laut, es war der erste Schritt in Richtung des modernen Feminismus.

Die Ehe in den 1970er- und 1980er-Jahren

Durch die Frauenbewegung und den andauernden Kampf für Gleichberechtigung veränderte sich das Rollendenken in der Ehe deutlich. Ehescheidungen wurden stärker akzeptiert, gleichzeitig gewann das Konzept der Ehe als Partnerschaft auf Augenhöhe an Bedeutung.

Die Ehe ab den 1990er-Jahren

In den 1990er-Jahren herrschte ein moderner und abwechslungsreicher Zeitgeist, nicht nur in der Art, wie Partnerschaften geführt wurden. Doch auch die Ehe verwandelte sich noch einmal spürbar. Sie wurde von der institutionellen Pflicht zu einer Wahl, die auf Liebe und persönlichem Glück basiert.

Die Öffnung der Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare in vielen Ländern und die wachsende Bedeutung von freien Trauungen anstelle von kirchlichen Hochzeiten führten zu einem tiefen Wandel der Bedeutung des Konstrukts „Ehe“

Die aktuelle Bedeutung der Ehe

Heute sehen wir die Ehe als einen Ausdruck der Liebe und des persönlichen Zusammenhalts zwischen zwei Menschen. Das Geschlecht der Ehepartner spielt keine Rolle mehr, auch die gleichgeschlechtliche Liebe findet immer stärkere Anerkennung.

Eheschließungen werden heute losgelöst von religiösen Traditionen gestaltet, wobei es die christlich-kirchliche Ehe nach wie vor gibt. Für die meisten Paare ist die Heirat heute keine wirtschaftliche oder soziale Notwendigkeit, sondern eine bewusste Entscheidung für den „schönsten Tag im Leben bzw. in der Liebe“.

Alte und neue Hochzeitstraditionen

Du kennst sicher auch noch einige Traditionen von früher oder hast davon schon einmal gehört. So sollte die Braut immer etwas „Geliehenes“ zur Hochzeit tragen und dazu noch etwas „blaues“. Manche dieser Traditionen werden auch heute noch praktiziert, vor allem wenn es um klassisch-christliche Eheschließungen geht. Und doch hat sich im Vergleich zwischen damals und heute sehr viel verändert, wie die nachfolgenden Erzählungen zeigen. Beginnen wir mit alten Traditionen, die es heute kaum noch gibt:

      Das schwarze Brautkleid: Schaust Du Dir alte Hochzeitsfotos an, wird Dir die Farbe des Brautkleids ins Auge springen. „Damals“ trugen Bräute oft noch schwarz, heute siehst Du primär weiße Hochzeitskleider. Der Grund für diese Wandlung geht auf die Eheschließung von Königin Victoria und Prinz Albert zurück. Die britische Monarchin heiratete in einem typischen Brautkleid in Weiß und setzte damit ein modisches Statement. Weiß galt als Luxussymbol, das schwarze Brautkleid wurde vor allem aufgrund geringerer Kosten gewählt. Heute gelten weiße Kleider als Synonym für Reinheit und Unschuld, kaum eine Braut steht im schwarzen Kleid vor dem Alter.

      Die Mitgift: Um die Braut finanziell abzusichern, war eine Mitgift an die Familie des Bräutigams Tradition. Dabei konnte es sich um wertvolle Güter, Ländereien, Geld oder Vermögenswerte handeln. Da die Frau zu früheren Zeiten nicht arbeitete und finanziell vom Mann abhängig war, sicherten die Brauteltern so die Versorgung ihrer Töchter. Konnten die Brauteltern die Mitgift nicht aufbringen, war eine Hochzeit oftmals nicht möglich. Alternativ hierzu wurden Frauen ohne finanziellen Background mit Männern aus ärmeren Schichten vermählt.

      Die Brautentführung: Obwohl niemand so recht weiß, woher diese Tradition stammte, war sie lange Zeit ein Ritual vor der Eheschließung von bäuerlichen Bräuten. Der Gutsherr, bei dem die Frau als „Leibeigene“ diente, hatte das Recht der Entjungferung. Um das zu verhindern, wurde die Braut vor der Hochzeit „entführt“ und konnte so dem Schicksal entgehen. Der Bräutigam hatte die Aufgabe, seine künftige Ehefrau auszulösen und die Brautdiebe zu bezahlen.

      Der Hochzeitszug: Anstatt an Ort und Stelle zu feiern, wurde vor allem in ländlichen Regionen ein lebendiger Umzug gestaltet. Bei diesem Brauch zieht die Hochzeitsgesellschaft durch verschiedene Orte, nimmt Gratulationen entgegen und lässt sich feiern. Auf dem Land wird das bis heute in einigen wenigen Regionen praktiziert.

      Der Brautschuh: Es war lange Zeit Tradition, dass eine Braut ihre für die Hochzeit bestimmten Schuhe mit Pfennigstücken zahlen musste. So symbolisierte sie die eigene Sparsamkeit. Dieser Brauch stammt aus einer Zeit, wo es kaum Geld für die Hochzeit gab und die Aussteuer so günstig wie möglich sein sollte. Dem Ehemann wurde damit suggeriert, dass er sich für eine sparsame und beständige Gattin entschieden hatte.

      Über die Schwelle tragen: Schaust Du Dir alte Hochzeiten in Filmen an, trägt der Bräutigam seine Braut über die Schwelle des Hauses. Diese alte Tradition wurde bereits bei den Römern entwickelt. Damals glaubte man daran, dass die Türritzen von Kobolden bevölkert seien und die Braut stolpern würde. Das wiederum musste vermieden werden, da es ein schlechtes Omen war.

JGA, Polterabend & ähnliche Bräuche

Eine Abwandlung der Brautentführung wird bis heute durchgeführt, allerdings auf scherzhafter Ebene. Meist sind es die Freunde des Bräutigams, die seine Braut „entführen“ und mit ihr auf einen Umtrunk in verschiedene Kneipen und Bars gehen. Möchte der künftige Gatte seine Angetraute zurück, muss er die Zeche der Gauner bezahlen. Solche Aktionen solltest Du als Trauzeuge immer mit den Beteiligten absprechen, da nicht jeder so viel Action schätzt!

Und welche Traditionen gibt es heute? Auch hier haben wir für Dich eine Auflistung:

      Gute Wünsche gen Himmel: Ein liebevoller Brauch ist es, für die frisch vermählten Personen Wünsche in den Himmel steigen zu lassen. Lange Zeit wurden hierfür weiße Tauben genutzt, im Sinne des Tierschutzes greifen aber immer mehr Hochzeitsgesellschaften auf gefüllte Ballons zurück. Auf eine kleine Karte werden dann die Wünsche geschrieben, bevor die Ballons zusammen in den Himmel aufsteigen. Ein tolles Spektakel, das auch ganz ohne Tierleid (weiße Tauben) funktioniert.

      Der moderne Hochzeitstanz: Klassischer Wiener Walzer als Eröffnungstanz? Zwar gibt es das auch noch, die Tradition geht aber eher zur eigens einstudierten Choreografie der Brautleute. Ein klassisches Beispiel ist der Tanz von Baby und Johnny aus dem Film Dirty Dancing. Richtig einstudiert, können Brautleute ihre Gäste damit buchstäblich von den Socken reißen und zum Tanzen animieren.

      Der Junggesellenabschied: Ursprünglich wurde diese beliebte Tradition in Großbritannien entwickelt. Die „Stag Night“ war allerdings keine moderne Party, sondern eine steife Veranstaltung, die vom Vater des Bräutigams durchgeführt wurde. Reden der wichtigsten Familienmitglieder und Prüfungen zur Tauglichkeit für die Ehe standen auf dem Programm. Das Pendant hierzu war die „Hen Night“, bei der die Frau ähnliche Prozedere über sich ergehen lassen musste. Heute wird der Junggesellenabschied traditionell von den Trauzeugen geplant und besteht aus Partys, Events und gemeinsamer Zeit.

      Der Polterabend: Vor der Hochzeit wird gepoltert, um damit „böse Geister“ zu vertreiben. Der Brauch stammt aus dem 20. Jahrhundert und ist bis heute für viele Ehepaare noch ein spannendes Erlebnis. Einen Abend vor der Hochzeit zerschlagen Gäste Porzellan, Fliesen, Toilettenschüsseln, Blumentöpfe und vieles mehr, um einen großen Radau zu machen. Spiegel und Glasgegenstände dürfen keinesfalls unter die Polterei gelangen, denn diese bringen Unglück. Obwohl es sich um einen abergläubischen Ritus handelt, ist er bis heute beliebt, wird aber nicht mehr ganz so ernst genommen.

      Die Trauzeugen: Früher waren Trauzeugen nicht nur enge Freunde oder Verwandte, sondern auch wichtige Ansprechpartner bei Streitigkeiten nach der Eheschließung. Bis 1998 war es in Deutschland sogar Pflicht, dass mindestens zwei Trauzeugen bei der Vermählung anwesend waren. Heute dürfen Eheleute ganz ohne Trauzeugen heiraten, benennen diese aber freiwillig immer noch gerne. Sie unterstützen bei der Hochzeitsvorbereitung, gestalten den Junggesellenabschied und sind ein tolles Symbol für den Zusammenhalt zwischen Eheleuten und Freunden, Verwandten oder Bekannten.

Es gibt viele weitere Bräuche, die in Deutschland noch heute umgesetzt werden. So entscheiden sich rund 84 % der Brautleute dafür, dass der Bräutigam das Hochzeitskleid vor dem großen Tag nicht sehen darf. Auch tragen immer noch 67 % der Bräute etwas neues, geliehenes, altes und blaues. Deutlich weniger häufig wird die Braut heute noch über die Schwelle getragen, gerade einmal 20 % der Eheleute praktizieren die alte Tradition noch.

Hochzeits-Outfits früher und heute

Wir haben Dir schon verraten, dass Königin Victoria die Trendsetterin in Sachen „weißer Hochzeitskleider“ ist. Geheiratet wurde allerdings schon früher und mit einem Blick auf die Vergangenheit wird klar, dass der alte Spruch mit dem Blaukraut und dem Brautkleid nicht zutreffend ist. Tatsächlich hat sich die modische Ausstattung der Braut deutlich verändert.

In der Antike war es die Entscheidung des römischen Staates, was die Braut zu ihrer Hochzeit tragen durfte. Damals gab es für jeden Anlass gesetzliche Vorschriften, niemand konnte einfach tragen, worauf er Lust hatte.

Im alten Rom heiratete die Frau traditionell in einem knöchellangen Gewand, das mit einem Gürtel aus Holz verschnürt war. Der „Herkulesknoten“ trug dazu bei, dass die Taille der Frau und damit die weibliche Statur optimal hervorgehoben wurde. Zur Vollendung des Looks kamen ein gelber Schleier und ebenso gefärbte Sandalen hinzu. Sobald sich die Gäste zurückgezogen hatten, durfte der frisch angetraute Gemahl den Herkulesknoten öffnen.

Opulent und pompös wurde die Brautmode im Mittelalter, allerdings nur unter reichen Familien. Es galt als Zeichen von Luxus, gesellschaftlicher Stellung und Macht, wenn Stoffe wie Seide, Samt und Goldbrokat zum Einsatz kamen.

Edelsteine, Stickereien und Applikationen hoben die Besonderheit eines Brautkleids hervor. Farblich gab es keine Einschränkungen, die Braut heiratete häufig in grün, blau oder rot. Lediglich die armen Schichten mussten schon damals das schwarze Kleid tragen, meist wurde hierfür das Sonntagskleid genutzt.

Schwarz und fromm wurde es dann fast überall im 16. Jahrhundert, geprägt von der modischen Wandlung Spaniens. Bräute trugen hochgeschlossene und streng wirkende Kleider, um ihre Frömmigkeit unter Beweis zu stellen.

Das Brautkleid war nicht exklusiv, es wurde zu weiteren Anlässen getragen und musste daher möglichst schlicht sein. Auffällig war zum damaligen Zeitpunkt, dass alle Gesellschaftsschichten in Schwarz heirateten, nicht nur der Adel oder die arme Bevölkerung.

Das weiße Kleid – vom Luxussymbol zur Tradition

Während des 19. Jahrhunderts wurden weiße Hochzeitskleider populär. Die Bilder von Königin Victoria gelangen über die modern gewordenen Frauenmagazine in die Haushalte und weckten begehrliche Wünsche. Viele Menschen romantisierten die Eheschließung des Adels und wünschten sich, ebenfalls in einem solch prachtvollen Hochzeitskleid vor den Altar zu treten.

Möglich war das aber zunächst nur für die Reichen. Nachdem in der Literatur immer häufiger die Bedeutung der Farbe Weiß bei der Eheschließung hervorgehoben wurde (Reinheit, Liebe, Jungfräulichkeit), setzte sich das weiße Kleid durch. Wer etwas auf sich hielt, kümmerte sich schon Monate im Vorfeld um das passende Hochzeitskleid, natürlich in strahlendem Weiß.

Heute wird bei den meisten christlichen Trauungen noch immer ein weißes Kleid getragen, es gibt aber deutlich mehr Spielraum. Heiraten zwei Männer, dürfen beide Anzug, Kleid oder auch schlichte Blue Jeans auf dem Standesamt tragen. Mit den freien Trauungen ist der gesellschaftliche Druck zum passenden Kleid deutlich gesunken.

Immer häufiger treten auch wieder Frauen (oder Männer) in roten, schwarzen oder bunten Gewändern vor den Standesbeamten. Lediglich bei der traditionell-christlichen Eheschließung in der Kirche sind schwarzer Smoking und weißes Kleid noch immer geschätzte und traditionelle Werte.

Erwartungen an die Hochzeitsnacht

Auch die Tradition der Hochzeitsnacht entspringt dem Christentum. Es galt als Gesetz, dass die Braut vor der Eheschließung keinen Sex mit ihrem Ehemann haben darf, sodass die Aufregung vor dem „großen Tag“ immens war. Nach der Hochzeitsfeier, die üblicherweise klein ausfiel, durfte sich das Paar zum ersten Mal auf sexueller Ebene begegnen. Die großen Feierlichkeiten fanden am Vorabend der Trauung statt, im Rahmen des Polterabends.

Nach wie vor gilt die Hochzeitsnacht als ein Sinnbild der Romantik, war das nüchtern betrachtet aber längst nicht immer. Als die Ehe noch vornehmlich der Absicherung von Frauen diente und nicht auf Liebe basierte, war die erste gemeinsame Nacht vor allem aus Sicht der Frau kein erstrebenswertes Ereignis. Damals war es gang und gäbe, dass der Mann seine Bedürfnisse stillte, die Frau möglichst schnell empfangen und gebären sollte.

In der heutigen Zeit ist Sexualität auch lange vor der Ehe möglich, kaum ein Paar verzichtet zugunsten der Tradition darauf. Eine klassische Hochzeitsnacht gibt es somit nicht mehr, viele Liebende praktizieren aber trotzdem ein besonderes Erlebnis. Ob eine gemeinsame Nacht im Hotel, besondere Unterwäsche oder einfach das Gefühl, zum ersten Mal als Ehepaar zusammen zu sein – die romantische Bedeutung der Hochzeitsnacht ist nach wie vor vorhanden.

Fazit: Eine weite Reise der Traditionen

Du siehst selbst, wie weitreichend die Geschichte bei der traditionellen Eheschließung ist. Wenn wir uns anschauen, wie die Bedeutung einer Ehe früher war und wie sie heute ist, hat sich vieles zum Positiven verändert. Heute wird aus Liebe geheiratet, das Geschlecht spielt keine Rolle mehr und auch eine Mitgift ist nicht mehr nötig. Und wenn Du gar nicht heiraten möchtest, bist Du damit heute auch kein Sonderling mehr!

Die wilde Ehe funktioniert ganz hervorragend und sagt nichts über die Dauer der Liebe aus. Nur in streng gläubigen Familien werden stellenweise bis heute Traditionen aufrechterhalten, die als überholt und nicht mehr zeitgemäß gelten. So ist leider nach wie vor keine „kirchliche Eheschließung“ für Mann und Mann oder Frau und Frau möglich.

Zum Glück haben sich freie Trauungen etabliert, sodass es hierfür den Segen der Kirche nicht mehr braucht. Liebe ist nicht vom Geschlecht abhängig und das muss im 21. Jahrhundert überall klar deutlich gemacht werden.

Bilder:
Bild 1: Adobe Stock / sergey / 348204041
Bild 2: Adobe Stock / photo4passion.at / 100221229
Bild 3: Adobe Stock / Aul Zitzke / 656641728
Bild 4: Adobe Stock / Markus / 306116093
Bild 5: Adobe Stock / oksix / 321485662
Bild 6: Adobe Stock / Firn / 591186680